Tod dem Teufel im Waschsalon (Kurzgeschichte, Krimi)
Zusammenfassung
Ein makabrer Halloween-Scherz oder Mord?
Als Ilva Fuchs im Waschsalon einen toten Teufel entdeckt, glaubt sie zuerst an einen bösen Scherz.
Doch kurz darauf gerät auch sie in einen Strudel verstörender Skurrilitäten und in höchste Lebensgefahr.
Über booksnacks
Kennst du das auch? Die Straßenbahn kommt mal wieder nicht, du stehst gerade an oder sitzt im Wartezimmer und langweilst dich? Wie toll wäre es, da etwas Kurzweiliges lesen zu können. booksnacks liefert dir die Lösung: Knackige Kurzgeschichten für unterwegs und zuhause!
booksnacks – Jede Woche eine neue Story!
Über die Autorin
Julia Meumann ist 1974 in Siegen geboren, in Essen aufgewachsen und lebt heute mit ihrer Familie in Berlin. Sie hat als Mediengestalterin gearbeitet, als freie Journalistin, Fotografin, Naturpädagogin, Blumen- und Kinokartenverkäuferin, sie hat aus dem Fenster gesehen und gegrübelt, aber am allerliebsten denkt sie sich Geschichten aus.
Leseprobe
Kurz vorab
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie schön, dass du dich für diesen booksnack entschieden hast! Ich möchte dich auch gar nicht lange aufhalten, denn sicher hibbelst du der folgenden Kurzgeschichte schon voller Freude entgegen.
Aber ich möchte dir vorab ganz kurz die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte in Erinnerung rufen:
- Der Name ist Programm: Alle Kurzgeschichten haben ein gemeinsames Hauptmerkmal. Sie sind kurz.
- Kurz und knapp sind auch die Handlung und die erzählte Zeit (Zeitsprünge sind eher selten).
- Ganz nach dem Motto »Einleitungen werden total überbewertet« fallen Kurzgeschichten meist sofort mit der Tür ins Haus.
- Das zweite Motto lautet »Wer braucht schon ein Happy End?« Also bereite dich auf einen offenen Schluss und/oder eine Pointe am Ende der Geschichte vor. Das Geheimnis dahinter: Kurzgeschichten sollen dich zum Nachdenken anregen.
- Versuch deine Neugier zu zügeln, denn auch für die Beschreibung der Charaktere und Handlungsorte gilt »in der Kürze liegt die Würze«.
- Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Hier bist DU gefragt, um zwischen den Zeilen zu lesen und deine persönliche Botschaft aus der Geschichte zu ziehen.
Jetzt bist du gewappnet für unseren literarischen Snack. Und findest du nicht auch, dass man diesen gleich noch mehr genießen kann, wenn man weiß was drin ist?
Viel Spaß beim Booksnacken wünscht dir
Stephanie Schönemann
Programmleitung dp DIGITAL PUBLISHERS
Über die Kurzgeschichte
Als Ilva Fuchs im Waschsalon einen toten Teufel entdeckt, glaubt sie zuerst an einen bösen Scherz. Doch kurz darauf gerät auch sie in einen Strudel verstörender Skurrilitäten und in höchste Lebensgefahr.
Impressum
Erstausgabe November 2018
Copyright © 2018, booksnacks,
ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Made in Stuttgart with ♥
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-96087-353-2
Titel- und Covergestaltung: Anne Peisler
unter Verwendung eines Motivs von
© Ralwel/shutterstock.com
Korrektorat: Daniela Pusch
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Tod dem teufel im Waschsalon
Julia Meumann
1.
Trist und trostlos gähnte der Posteingang ihr ins Gesicht. Verstümmelte, schwarze Buchstabenzähne rochen nach Spam und lieblosen Standardabsagen. Was sollte sie sagen, die Geschäfte liefen mehr als schleppend. Pausenlos drehten sich die Gedanken in ihrem Kopf, während sie ins Badezimmer schlurfte, um den riesigen Wäscheberg in mehrere Teile umzuschichten. Hell-bunt, dunkel-bunt, schwarz und grau, 60° und weiß. Der weiße Berg war klein und würde erfahrungsgemäß noch ein paar Wochen warten müssen, bis er an der Reihe war. Der hell-bunte Berg schien eine gute Waschmaschinenfüllung zu bieten, frische Unterwäsche brauchten die Kinder auch. Schon seit einiger Zeit gab es keine rosarot beherzten Schlüpfer mehr, keine Unterhemdchen mit kleinen Feen oder geringelte Strumpfhosen mit Tiergesichtern auf den Popos. Inzwischen trugen ihre Töchter pastellfarbene Panties mit Tupfen und Bustiers ohne Körbchen.
Was ihr heute allerdings Kopfzerbrechen bereitete, war der Berg mit der 60° oder vielleicht auch 90° Wäsche. Seit einigen Monaten beherbergten sie Gäste in der Einliegerwohnung im dritten Stock. Genau genommen war es nur ein kleines Zimmer mit Bad, das über einen eigenen Eingang zu erreichen war. Bed and Breakfirst hatte sie sich damals überlegt, wahrscheinlich war das auch einer ihrer Blitzeinfälle, die ihr regelmäßig beim Wäsche sortieren kamen. Das wäre doch eine super Sache, um etwas Leben in die Bude zu bringen, hatte sie gedacht. Nette Leute kennenzulernen und die teuren Reit- und Tanzstunden ihrer Töchter zu bezahlen. Na ja, mit dem Ergebnis, dass die meistens Gäste sich nur dann zu Wort meldeten, wenn die Kinder endlich im Bett lagen und sie in Jogginghose, mit einem Glas Wein in der Hand vor dem Fernseher saß. Abgesehen davon war die Mehrzahl der Gäste nicht so lustig und unterhaltsam wie sie gehofft hatte, und außerdem verursachten sie verschmierte Kloschüsseln, Papierkram und nicht zu vergessen, die 60°-90° Wäsche, für die es nicht nur an Platz in der Waschmaschine, sondern vor allem an Trockenmöglichkeiten mangelte.
Ilva betrachtete den 60°- oder vielleicht auch 90°-Berg, sie hatte sich immer noch nicht entschieden. Sie schob das 60°-bis-90°-Gebirge von links nach rechts, die unüberwindbare Gebirgskette aus Frottee und Baumwolle, und traf dann endlich eine Entscheidung. An diesem Tag musste etwas bewegt werden. Außerdem brauchte sie frische Luft und Abwechslung. Und einen guten Kaffee. Sämtliche Laken und Handtücher stopfte sie in zwei große Wäschesäcke aus Baumwolle, die bedruckt waren mit einer hügeligen Landschaft und grasenden Kühen. Sie warf noch einen kurzen Blick in ihre Emails. Zurück im Bad verspottete sie ihr eigener zerknirschter Blick im Spiegel. Braune Haarsträhnen standen an den Ohren ab, die grünen Augen guckten müde aus dunklen Rändern. Der Winter hatte noch nicht angefangen und doch lag der letzte Sommer schon viel zu weit zurück. Lediglich ein paar vereinzelte Sommersprossen auf den blassen Wangen erinnerten noch an die Ferien am Meer. An Ostsee, Sonne, Sand und Natur pur. An Wein aus Zahnputzbechern, den sie getrunken hatten, eingewickelt in Decken und Schlafsäcke, sitzend auf Campingstühlen in der untergehenden Abendsonne. Ilva seufzte.
Ein Wäschesack landete in der großen Gemüsekiste, die sie mit Kabelbindern auf dem vorderen Gepäckträger ihres quietschenden Damenrads montiert hatte. Den anderen verschnürte sie mit einer Gummispinne über dem Hinterrad. Mit etwas Geschick klemmte sie sich dazwischen, steuerte ihren Drahtesel aus dem Hoftor und radelte in Richtung Waschsalon. Seitdem sie diese Gäste zu Besuch hatten, war das zu ihrem Zufluchtsort für alle Wäschenotfälle geworden. Dort gab es nicht nur riesige Waschmaschinen, in denen man unzählige Bettlaken verschwinden lassen konnte, es gab sogar Wäschetrockner, die von ihrem Fassungsvermögen an die Drehkübel eines Betonmischers erinnerten. Das Ilva sich zusätzlich zu diesem Ort hingezogen fühlte, lag wohl an dem nebenangelegenen kleinen Bioladen, dessen Inhaberin einen vorzüglichen Kaffee brühte – wenn man nur nett genug fragte und genügend Zeit mitbrachte. Und Zeit kaufte sie beim Einschmeißen der Euros im Waschsalon ja praktischerweise gleich mit!
Ilva stieß einen kurzen Fluch aus, dumpf meldete sich die Erinnerung an den frühen Morgen. Wie ihre Töchter ihr sehr eindringlich klargemacht hatten, dass sie sofort einen Taschengeldvorschuss für ihre Halloweenkostüme bräuchten. Und heute war tatsächlich schon Halloween, die Zeit raste! Sie radelte an einem geschnitzten Kürbis vorbei, dessen Augen böse flackerten. Um diese Jahreszeit schien es nicht mehr hell zu werden. Der Fahrtwind trieb ihr die Tränen in die Augen. Hoffentlich hatte sie jetzt noch genug Geld für den Waschsalon. Und für den Kaffee!
Auf seltsame Weise schien der Weg heute länger als sonst. Ilva musste grinsen, als sie an dem Friseur mit dem Sockel unter dem Schaufenster vorbeirollte. Sie sah ihre Mädchen vor sich, wie sie sich früher die Nasen an der Scheibe plattgedrückt und die Kundinnen unter den Trockenhauben mit starren Blicken fixiert hatten. Gleich dahinter kam die Bäckerei, die wie immer auf einer Werbetafel für Pfannkuchen mit Aprikosenmarmelade warb. Nasse Blätter verdeckten den halben Weg. Ilva beobachtete ihr abstehendes Bremskabel, zum Glück funktionierte der Rücktritt noch. Ihr Mann würde sich aufregen, wenn sie für so was Geld ausgab. Also musste sie noch drei Wochen warten, bis er von seiner Geschäftsreise zurückkam.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Jahr
- 2018
- ISBN (eBook)
- 9783960873532
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (November)
- Schlagworte
- Teufel-s-kostüm Halloween Messer Mord Unfall Krimi-nal-geschichte Geisel